Nikolaj Mosch

Hier gibt es meinen Lebenslauf.

Und zwar ungeschminkt und nicht aufgehübscht: 


 

Im Jahr 1985 sah ich in der Aula der Grundschule Butzbach zusammen mit anderen Schülern drei Filme. Der erste handelte von der Vorstellung, dass die Luft soweit verschmutzt ist, dass Menschen nur noch mit Gasmasken überleben. Der zweite veranschaulichte, was passiert, wenn es kein Trinkwasser mehr gibt. Im dritten Film wühlten sich Menschen durch meterhohe Müllberge, mit der die Welt bedeckt war. Ich war gerade vom mit Smog verseuchten Berlin nach Mittelhessen gezogen, wo ich mich vor allem auf den Garten und meine Katze freute. 

Damals war mir nicht bewusst, dass ich zu den 2% der Weltbevökerung zähle, die hochempathisch sind. Es sollte noch fast vier Jahrzehnte dauern, bis ich das dann endlich lernte. Es hätte mir damals erklärt, warum die Filme die meisten Kinder ziemlich kalt ließen, mich aber fassungslos zurück ließen und sich mir unwiderruflich tief in mein Gehirn einbrannten. 

Exakt an meinem 12. Geburtstag fiel die Berliner Mauer. Ich, der ich in West Berlin geboren wurde und den inneren Schmerz eines fremden Menschen auf dem Bahnsteig spüre, saß wie gebannt vor dem Fernseher und konnte es nicht fassen.

Ab dem 13. Lebensjahr reiste ich. Überall hin. Ich wollte alles wissen, über möglichst viele Menschen, Kulturen, Natur, und vor allem wie alles zusammenhängt. Europa, Amerika, Afrika, Asien, Neuseeland. Am liebsten mit dem Fahrrad oder dem Rucksack. Ich fand ziemlich viele Antworten. Und noch mehr Fragen. Ich verstand, warum 2004 die Menschen in Vietnam für die Natur keinen Nerv hatten, bei 400$ Jahreseinkommen und einer durch den Krieg getilgten Generation. Ich verstand, warum sich 2002 in Südafrika Weiße im eigenen Haus mit Stacheldraht verschanzten und schwarze Hauswirtschafter beschäftigten. Ich verstand, wieso die als Mopedtaxifahrer getarnten Rebellen in Mandalay 2005 bezüglich des Tourismus im Land eine andere Meinung hatten als die Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi. Ich verstand, warum die Neuseeländer 2008 keine Lust hatten, sich kaputt zu arbeiten, und es am frühen Abend in der Hauptstadt außerhalb der Saison kein offenes Restaurant gab. 

Ich verstand nicht, wieso Quebec immer wieder Anstrengungen unternahm, sich unabhängig von Kanada zu machen. Ich verstand nicht, warum Japaner so geniales Essen und eine Kultur der Ordnung und Höflichkeit haben, aber auf riskante Kernkraftwerke setzen. Ich verstand nicht, warum ich in den Weiten Nordamerikas irgendwie auch als stark Vorgeprägter nach drei Monaten das Gefühl bekam, dass die Ressourcen unendlich seien. Ich verstand nicht, wieso 2010 die Luft im bereits elektrifizierten Peking des diktatorischen Chinas so viel sauberer war als im demokratisch geführten Taipei, in dem Zweitakter zum Straßenbild gehörten. Ich verstand nicht, wie mein Drang zu reisen und mein Drang die Welt zu beschützen irgendwie zusammen passen konnten. Später lernte ich, dass das der Grundkonflikt des Menschen ist, einerseits nach Autonomie und andererseits nach Bindung zu streben.

Ich verstehe nicht, warum nicht alle Menschen auf der Welt sich mit allen anderen verbunden fühlen können. Ich verstehe nicht, wieso der Mensch so wenig Rücksicht auf unsere Lebensgrundlagen nimmt. Wir alle hängen voneinander ab und leben auf dem gleichen Planeten. Ein E-Auto ohne Afrika ist genauso wenig denkbar wie ein Handy ohne Asien.

Mein Ziel ist, dass meine Kinder im Jahr 2100 im hohen Alter auf einer Welt Geburtstag feiern können, die lebenswert ist. Dafür habe ich jetzt noch ein paar Jahrzehnte Zeit. Für dieses Ziel suche ich möglichst viele Mitstreiter. Und mit alledem ernähre ich meine Familie, ohne die das alles nicht möglich wäre. Ich biete mein umfangreiches Wissen in Form von Fahrrädern, Beratungsleistungen und freien Kooperationen an, um möglichst schnell konkret etwas zu ändern und nicht nur auf die Jahrzehnte dauernde Regulierungsflut zu reagieren. Mir ist es dabei ziemlich egal, wieviel Gegenwind ich bekomme.

Weniger reden, mehr machen. Ab heute. Wir geben uns mit einer angemalten Raupe zufrieden und verpassen den wunderschönen Schmetterling.